Grußwort von Maja für die Demo „Free Maja“ am 28.09. in Jena

Gefunden auf Instagram: @freebudapesttwo

„Ich möchte ehrlich mit euch sein, ich schwanke zwischen Hoffnungslosigkeit und extremer Heiterkeit, zwischen Trauer und Wut, gefesselt von Ängsten, Zweifeln und Sehnsüchten. Ich schaukle hoch, falle tief, bin euphorisch und dann wieder nahe der Verzweiflung, großspurige Gedanken folgen auf kleinbiegende Akzeptanz. […]

Dann kam der nächtliche Helikopterflug und ein erster Tag im Unbekannten, anfangs war ich geschockt, entsetzt über die hier herrschende Brutalität und Trostlosigkeit, jetzt bin ich es nur noch selten, die Kraft dazu fehlt.

Die Isolation, fast 24 Stunden alleine, eine Kamera, die jede meiner Bewegungen erfasst. Täglich in Fesseln gelegt und von Kopf bis Fuß durchsucht zu werden, Beamte, die uns bloß verwalten, der fehlende Kontakt zu Menschen, die Liste lang … Es ist ein Gift, das sich langsam im Körper ausbreitet, lähmt, erzählt, es gäbe keine Alternative dazu es hinzunehmen, dazu diese entmenschlichende Prozedur von Repression und Knast mitzumachen. Es sät Zweifel, Zweifel, die in mir fast schon so groß geworden sind, dass ich diese Zeilen nicht beginnen wollte. […]

Ich möchte euch dazu ermutigen, zu sagen und zu zeigen, wie viel Kraft in euch wohnt und wie viel ihr jeden Tag erreicht, ob im Großen oder im Kleinen. Dem Gift in der Gesellschaft von autoritären Repressionen bis hin zu wahnwitzigem Populismus trotzend, schließt ihr euch zusammen, bleibt standhaft und tut mehr als leere Worthülsen in die Welt hinaus zu schreien. Eure Solidarität kommt an, seid euch das gewisse, ermutigt euch weiter zu kämpfen, ihr schafft es euch zu verändern. […]

Und damit will ich wieder dahin zurückkommen, wieso ich mich für diese Zeilen entschieden habe, vielleicht klingt es pathetisch, jedoch ist es für mich immer die Quelle der Kraft gewesen, diese schweren Schritte zu gehen, ohne fürchten zu müssen, alleine zu sein. Dies hat mich selbst immer ermahnen lassen, ja nie einen empathielosen, lieblosen Weg, dessen Boden von Verachtung trieft, einzuschlagen.

Ihr wart es, die mir die letzten Monate Furcht genommen habt und mich still dazu ermahnt habt, nicht zu akzeptieren egal wie hoffnungslos so mancher Tag erscheint. […]

Ich verbleibe in solidarischen Gedanken, Maja“

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